Gruppenbild von Cornelia Koehler mit einem medi for help Freiwilligen und mehreren Haitianern

Cornelia Köhler ist neue Werkstattleiterin von medi for help

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Eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben ist die Berufswahl. Ideal, wenn Beruf auf Berufung trifft. Wie bei Cornelia Köhler. „Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen. Am besten im medizinischen Bereich. Etwas, mit dem ich anderen Menschen helfen kann“, so die 26-Jährige. Dass sie ihre Profession bereits in Krisengebiete führte, ist für Köhler kein Problem.

So ging sie im März 2010, kurz nach dem verheerenden Erdbeben, als Orthopädietechnikerin mit der Johanniter Auslandshilfe nach Haiti. Anfangs mit der Wundpflege der Verletzten beschäftigt, verlagerte sich ihre Tätigkeit nach und nach auf die beinprothetische Versorgung. „Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht mit den haitianischen Kollegen und den Patienten zusammen zu arbeiten. Dabei hat mir vor allem die Dankbarkeit der Menschen imponiert und mir sehr viel Bestätigung gegeben – gerade in schwierigen Momenten.“ So wurden aus den ursprünglich geplanten sechs Monaten schließlich ganze zwei Jahre. Am Ende ihres Aufenthalts hatte sie mit einem Kollegen die Orthopädiewerkstatt in Leogâne (40 Kilometer von Port-au-Prince entfernt) aufgebaut und geleitet sowie sechs einheimische Auszubildende im Bereich Orthopädietechnik angelernt.

Werkstattleiterin Cornelia Köhler (2. v.l.) mit Kollegen

Zahlreiche und vielfältige Herausforderungen

Eineinhalb Jahre später, mittlerweile Orthopädietechniker-Meisterin, ist sie zurück in Haiti. Zurück im Krisengebiet. Dort, wo sie sich am meisten gebraucht fühlt. Engagiert als Werkstattleiterin von medi for help. Nach einer sechswöchigen Einarbeitungszeit durch ihren Vorgänger Michael Beck, ist sie seit Anfang Juli für die Patienten sowie die Mitarbeiter von medi for help verantwortlich. Das Engagement ist für ein Jahr geplant, mindestens.

Die Herausforderungen, die sie mit ihrem Team zu bewältigen hat, sind dabei so zahlreich wie vielfältig. Beispielsweise sind Renovierungs- und Umbauarbeiten in und an der Werkstatt keine Seltenheit. Aktuell setzt die hohe Luftfeuchtigkeit dem Mauerwerk der Anproberäume zu, so dass es zu bröckeln beginnt. Teile der Mauer müssen rasch erneuert und verputzt werden. Zudem steht die Einrichtung eines neuen Gipsraums für die Patienten an.

Aber auch die Reparatur von defekten Ventilatoren, Gipssägen oder eines ausgefallenen Heißluftföhns muss organisiert werden. Und das kann dauern. „Zuerst muss man im Hôpital einen Antrag auf eine Reparatur stellen. Dieser wird dann geprüft, was rund zwei Wochen dauert. Ein Angestellter des Hôpitals kommt danach in die Werkstatt, um die baufälligen Stellen oder die defekten Gerätschaften zu begutachten. Nach weiteren zwei Wochen kommen die eigentlichen Techniker oder Handwerker, die die Reparaturen durchführen“, so Köhler. Ein Geduldspiel, das nicht nur viel Gelassenheit erfordert. Damit der Werkstattbetrieb weiterläuft, sind auch Flexibilität und Pragmatismus gefragt. Hier kommen der jungen Werkstattleiterin die Erfahrungen ihres ersten Haiti-Engagements zu Gute. „Den Heißluftföhn beispielsweise, der für die Abänderungen an den Prothesen benötigt wird, haben wir zwischenzeitlich durch einen Bunsenbrenner ersetzt. So konnte die prothetische Versorgung der Patienten zügig weitergehen.“

Und die ist für die nächsten Monate gesichert. Denn: Dringend benötigte Materialien wie Harze, Kleber, Kunststoffe und Nieten wurden endlich geliefert. Nach sechs Monaten! So lange hielt der haitianische Zoll die Ware fest. „Als die Materialien geliefert wurden, war das ein Gefühl wie an Weihnachten“, sagt Köhler. „Sie sind unser wertvollstes Gut und die Grundlage unserer Arbeit.“ Wenn die Techniker sparsam damit umgehen, können daraus bis zu 300 Schäfte und Orthesen entstehen.

Dass die Lieferung gerade jetzt bei medi for help ankam, ist noch aus einem anderen Grund erfreulich. Die Hilfsorganisation konnte kürzlich die zweite Werkstatt in Port-au-Prince eröffnen. „Jetzt müssen viele Patienten nicht mehr die vierstündige Fahrt bis nach Deschapelles auf sich nehmen, sondern können direkt vor Ort versorgt werden“, sagt Köhler. Und wie sie es sagt, lässt wieder die Berufung erkennen.