Auf Erkundungsreise mit der neuen Partnerorganisation Heart and Sole Africa (HASA) im ostafrikanischen Ruanda

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Das medi for help Team begab sich Anfang November 2022 gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Heart and Sole Africa (HASA) auf eine Erkundungsreise nach Ruanda, um dort Menschen mit Podokoniose zu helfen. Die chronische Tropenkrankheit gilt als nichtansteckende Art der Elephantiasis und ist auch als nicht-filariöses Lymphödem bekannt. Zu den Symptomen gehören extreme Müdigkeit, beidseitige Schwellung der Beine mit asymmetrischer Ausprägung, Verfärbung der Haut sowie Knotenwachstum an Zehen und Füßen.  

In der nördlichen Provinz Ruandas wird Podokoniose (Podo) verstärkt durch hohe Konzentrationen an Kieselsäure im Boden ausgelöst. Besonders betroffen sind dort Menschen, die sich barfuß auf der vulkanischen Lehmerde bewegen. Zahlreiche Erkrankte sind daher Kleinbauern, die ohne Schuhwerk auf den Feldern arbeiten und deshalb den Silikaten chronisch ausgesetzt sind.

Da die Hauptarbeit hier von Frauen ausgeführt wird, sind auch viele Mädchen und Mütter betroffen. Circa 6.500 Menschen sind in Ruanda von Podo betroffen, wobei Gesundheitsdienstleister für diese speziellen Patienten kaum bis gar nicht vorhanden sind.   

Eine Befragung durch das Center for one Health der University of Global Health Equity in Kigali im Jahr 2020 versuchte man das Wissen, die Einstellung und die Praktiken der Gesundheitsdienstleister aus allen Distrikten Ruandas zu bewerten. Immerhin 44 Prozent der Befragten identifizierten den Boden korrekterweise als die einzige direkte Ursache für die Erkrankung. 76 Prozent äußerten eine negative Einstellung gegenüber den Podokoniose-Erkrankten, da sie diese als eine Bedrohung für die Gesundheit von sich selbst und ihrer Familie betrachteten. Es zeigten sich also klare Lücken im Wissen und der Behandlung der Krankheit .

Quelle:
Ursin Bayisenge University of Global Health Equity. Online veröffentlicht unter:
https://journals.plos.org/plosntds/article?id=10.1371/journal.pntd.0008740 (Letzter Zugriff 03.02.2023).

HASA ist bereits seit 2009 vor Ort und unterstützt Betroffene an über elf Standorten über das Land verteilt. Durch die Zusammenarbeit mit den Partnerkliniken, wie der Kinder- und Familienstätte St. Vincent in Musanze, wurde ein erfolgreiches Präventions- und Behandlungsprogramm für Podokoniose-Patienten entwickelt. Mit Aufklärung und Hygieneutensilien lassen sich Symptome der chronischen Krankheit bekämpfen. 

Auf unserer Reise stellten auch wir fest, dass erkrankte Jugendliche und Mütter mit Kindern von ihren Familien verstoßen werden sowie teilweise verlassen auf der Straße leben. Es herrscht der Irrglaube, dass die Krankheit ansteckend sei. Daher ist es enorm wichtig, die Menschen über die Entstehung von Podo und den richtigen Umgang mit der Krankheit aufzuklären, um eine soziale Isolation der Betroffenen zu verhindern.   

Wichtige Ziele: Aufklärung und Integration in ein soziales Umfeld

Das gemeinsame Ziel von HASA und medi for help ist es, vor Ort Vertrauen zu gewinnen und Erkrankte sowie deren Angehörige angemessen über Podo aufzuklären. Die Behandlung aller Podokoniose-Patienten erfordert neben der Hygienebehandlung und Wundversorgung eine mehrstufige, dauerhafte Kompression der unteren Extremitäten. Es gilt, den Lymphfluss zu fördern und die Schwellung zu bekämpfen. 

Hier kommt medi for help ins Spiel: Während unserer Reise unterstützten wir Heart and Sole Africa, indem wir die notwendigen Kompressionsprodukte von medi bereitstellten und das einheimische Pflegepersonal weiterbildeten.

Mit Wickelbandagierung entstaut man die Ödeme der Podo, bis die Therapie mit einem medizinischen Kompressionsstrumpf fortgesetzt werden kann. Neben der medizinischen Wirkung wird so auch eine „optische Normalität“ erreicht – oft ein wesentlicher Aspekt für die Wiedereingliederung in das soziale Umfeld. Leider erfüllt nicht jede Erkrankung die Voraussetzungen für eine solche Kompressionstherapie. 

Christopher Miles ist seit über 19 Jahren Lymphödem-Spezialist und Leiter des Wundversorgungsteams bei medi USA. Er war als Vertreter von medi for help vor Ort in Ruanda. Dort hat er Bein- und Fußmaße von Erkrankten mit dem digitalen Scan-System medi vision erfasst und die unterschiedlichen Versorgungen angepasst. 

Wertvolle Unterstützung in Kliniken: Behandlung, Aufklärung und Utensilien

Für die Betroffenen ist eine kontinuierliche Vorsorge zur Behandlung der Haut und möglicher Wunden enorm wichtig. Hierzu organisiert HASA regelmäßige Treffen von Podokoniose-Gruppen in eigenen sowie Partnerkliniken in Kigali, Musanze, Kinoni und Nyamasheke, die wir auch auf unserer Reise besuchen durften. In diesen Kliniken erhalten die Patienten kostenlos Aufklärung und Behandlung für ihr Lymphödem.  

Das Behandlungsprogramm der Klinik in Musanze besteht am längsten. Dort werden derzeit über 300 Patienten behandelt. Viele von ihnen stammen aus dem Kisoro-Distrikt in der nördlichen Provinz, an der Grenze zwischen Ruanda und Uganda.

Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes und fehlender finanzieller Mittel haben viele dieser Patienten Probleme, in die Musanze-Klinik zu reisen. Daher eröffnete Heart and Sole Africa 2014 im weiter nordöstlich gelegenen Dorf Kinoni eine zusätzliche Klinik im Gesundheitszentrum der Gemeinde.

Die Podokoniose-Gruppen mit mehr als 100 Patienten werden hier einmal wöchentlich behandelt. Alle neuen Patienten erhalten nach einer eingehenden Anamnese zudem ein Behandlungskit, dass eine Waschschüssel, Fußbürste, Feile und ein Stück Seife beinhaltet.

Die Patienten kommen zweimal wöchentlich in die Klinik, um Fußbäder zu nehmen, ihre Füße zu schrubben und zu feilen. Das Waschen der betroffenen Füße und Unterschenkel trägt in erster Linie dazu bei, die Häufigkeit von Hautinfektionen bei Hautrissen zu reduzieren, die durch die Lymphschwellung verursacht werden. Bürsten und Feilen dienen dazu, äußere Hautansammlungen wie Fibrose und Hyperkeratose zu verhindern, die für Lymphödeme charakteristisch sind.

Anschließend werden die Patienten ausgewählt, die für eine weiterführende Behandlung infrage kommen. Neben den medizinischen Indikatoren stehen Bereitschaft und Erreichbarkeit zur Nachbehandlung im Vordergrund.

Ein häufiges Problem der Betroffenen vor Ort ist die Schuhversorgung. Denn nur mit einem funktionierenden Schuhwerk ist eine nachhaltige Kompressionstherapie erfolgreich durchführbar. Dies ist leider in 90 Prozent der Fälle nicht gegeben. Wichtig ist außerdem, dass die Patienten noch geschlossene Schuhe tragen können, um die Füße vor weiterer Belastung zu schützen.

Zu diesem Zweck betreibt Heart and Sole Africa in der Klinik Musanze eine kleine „Schuhwerkstatt“, die derzeit nur mit primitivsten Mitteln ausgestattet ist. In der Werkstatt sind zwei, ebenfalls von Podo betroffene, Mitarbeiter tätig, die dort alte Autoreifen als Besohlung verwenden. Sie versuchen, das Beste aus den vorhandenen Mitteln herauszuholen, um funktionstüchtiges Schuhwerk und höhere Behandlungserfolge zu ermöglichen.

So geht es weiter

Zukünftig plant medi for help gemeinsam mit HASA, von Podo betroffene Menschen nachhaltig zu unterstützen und gleichzeitig Aufklärung und Präventionsmaßnahmen in den entsprechenden Regionen zu verstärken.

Nur durch einen ganzheitlichen Ansatz aus Prävention, Wundbehandlung, Kompressionstherapie und der Sicherstellung von Schuhwerk kann das Engagement langfristig für die Patienten erfolgreich sein. Eine individuelle Betrachtung und eine konsequente Betreuung der einzelnen Patienten ist uns dabei wichtig.