Aktuell ist medi for help in Haiti, Indien, Nicaragua, Ruanda und USA aktiv.
Bei der Versorgung der Patienten vor Ort pflegen wir enge Partnerschaften
und schätzen die gute sowie vertrauensvolle Zusammenarbeit. Nur gemeinsam
kann die Versorgung der Patienten so erfolgreich vorangebracht werden.
Wir achten darauf, dass unsere Partner ebenfalls im Non-Profit Sektor agieren,
vor Ort etabliert sind und erfahren im Bereich unserer Kernkompetenzen.
Hôpital Albert Schweitzer (HAS) in Deschapelles, Haiti
Das Krankenhaus mit über 400 hauptsächlich haitianischen Mitarbeitern hat seine Schwerpunkte in den Bereichen der Geburtshilfe, Unterernährung und Chirurgie. Es ist das einzige Full-Service-Krankenhaus, das seit Entstehung mehr als 350.000 Menschen bedient. Pro Monat werden circa 2.300 Patienten behandelt.
Auf einen Blick
68 Jahre
gegründet 1956
+ 400
Mitarbeitende
+ 25.000
Patient:innen/Jahr
Aktivitäten
Seit Bestehen des medi for help Versorgungszentrums wurden bereits über 6.000 Haitianer versorgt, es konnten über 1.500 Orthesen-Neuversorgungen und mehr als 650 Anpassungen durchgeführt werden. In Kooperation mit einem Partner vor Ort wurde beispielsweise ein Geländewagen angeschafft, der als „mobile Klinik” Patient:innen aus entfernteren Regionen versorgt. Auch die Errichtung einer zweiten Werkstatt in Port-au-Prince ist eine große Erleichterung für die Hauptstadtbewohner, die zuvor rund drei Stunden Fahrtzeit auf sich nahmen. Inzwischen kümmert sich medi for help auch um die Kompressionsversorgung in Haiti und unterstützt bei der Behandlung von chronischen Wunden und Erkrankungen des Lymphgefäßsystems. Problematik: Die politischen Unruhen, Unwetter und die fehlende Infrastruktur im Land erschweren die Rahmenbedingungen enorm.
Ausblick
In Haiti verdichtet sich das Leben auf Dörfer und Zentren – der motorisierte Verkehr nimmt zu und damit auch Unfälle. Deshalb ist der Ausbau der Unfallchirurgie geplant, der von der Non-Profit-Organisation Schweizer Partnerschaft HAS Haiti (SPHASH) unterstützt werden soll. Dadurch steigt der Bedarf an weiteren Materialspenden, wie Orthopädie-Produkten.
Institute of Applied Dermatology (IAD) in Kasaragod, Indien
Das gemeinnützige Forschungsinstitut Institute of Applied Dermatology (IAD) legt seinen Fokus auf die Behandlung lymphatischer Krankheiten, im Speziellen der Lymphatischen Filariose. Behandelt werden circa 350 Patienten jährlich, wovon 30 Prozent Notfallpatienten sind. Der integrative, ganzheitliche Behandlungsansatz kombiniert Bandagieren, Yoga und Ayurveda. Abgerundet wird er durch Self-Management Workshops mit Patienten in Dörfern in ganz Indien. 75 Prozent zahlende Patienten ermöglichen eine kostenlose Behandlung sehr armer Patientinnen und Patienten.
Auf einen Blick
25 Jahre
gegründet 1999
+ 30
Mitarbeitende
350
Patient:innen/Jahr
Aktivitäten
medi for help unterstützt finanziell und mit Hilfsmitteln, um hauptsächlich die Versorgung derjenigen Patienten zu sichern, die sich eine Behandlung nicht leisten können.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ergeben sich für das IAD weitere Herausforderungen. Um die Bezahlung der Gehälter der Mitarbeitende zu ermöglichen und somit die Patientenversorgung aufrecht zu erhalten, unterstützt medi for help deshalb hier zusätzlich durch finanzielle Hilfe.
Ausblick
Im Fokus steht der Ausbau einer aktiven Unterstützung bei der Hilfe zur Selbsthilfe – diese richtet sich vor allem an Patient:innen in abgelegenen Dörfern ohne Zugang zu einer medizinischen Versorgung. Die gesammelten Erfahrungen und bewährten Praktiken aus der Unterstützung in Haiti sollen zukünftig auch in Indien angewandt werden.
Hintergrundwissen Lymphatische Filariose
Die Lymphatische Filariose ist eine Volkskrankheit in den tropischen Gebieten. Der Parasit, ein Fadenwurm, wird von infizierten Stechmücken übertragen und siedelt sich in den Lymphgefäßen an. Viele Menschen infizieren sich schon im frühen Kindesalter mit der Lymphatischen Filariose. Bei einem schweren Verlauf können massive Schwellungen der Beine, manchmal auch der Arme und der Genitalien, entstehen. Diese chronischen Schwellungen – die Lymphödeme – verlangen ein hygienisches Umfeld und regelmäßige Hautpflege, um zusätzliche bakterielle Infektionen zu vermeiden. Ödeme sollten mittels Kompressionstherapie entstaut werden, um die Beschwerden der Patienten zu lindern.
Obwohl circa 120 Millionen Menschen von einer Lymphatischen Filariose betroffen sind, zählt sie zu den vernachlässigten tropischen Krankheiten. Diese betreffen die armen Tropen-Regionen, in denen meistens der Zugang zu einer ausreichend medizinischen Versorgung und Hygienestandards fehlen.
Die Lymphatische Filariose ist dabei eine der fünf größten vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen, die etwa 90 Prozent der „Neglected Tropical Diseases“ (NTDs) ausmachen. (1)
medi for help nimmt sich bewusst dieser Thematik an, um den betroffenen Menschen zu helfen. Die körperlichen Beschwerden können zu einer Beeinträchtigung im Alltag bis hin zur sozialen Ausgrenzung führen. (1)
In den letzten zehn Jahren hat medi for help in Haiti wertvolle Erfahrungen in der Behandlung von Patienten mit Lymphatischer Filariose im tropischen Klima gesammelt. Die Problematik: Eine hohe Armut im Land, ein fehlendes Gesundheitssystem und die Scham der Patienten, sich mit ihrer Erkrankung Hilfe zu holen, erschweren die Behandlung.
(1) https://dntds.de/was-sind-ntds.html (Letzter Zugriff: 27.08.2021)
Heart and Sole Afrika (HASA) in Ruanda
Die gemeinnützige Organisation Heart and Sole Africa ist bereits seit 2009 in Ruanda im Kampf gegen Podokoniose aktiv. An mehr als elf Standorten im ganzen Land unterstützt sie mit Aufklärung und Hygieneutensilien, um die chronische Krankheit zu bekämpfen und zu verhindern. Durch die Zusammenarbeit mit Partnerkliniken, wie der Kinder- und Familienstätte St. Vincent in Musanze, wurde ein erfolgreiches Präventions- und Behandlungsprogramm für Patient:innen mit Podokoniose entwickelt.
Auf einen Blick
15 Jahre
gegründet 2009
+ 10
Mitarbeitende
+ 100
Patient:innen/Jahr
Aktivitäten
Seit 2022 arbeitet medi for help in Partnerschaft mit Heart and Sole Africa. Gemeinsames Ziel ist es, vor Ort Vertrauen zu gewinnen und Jugendliche sowie Erkrankte mit ihren Angehörigen adäquat über Podokoniose aufzuklären. Die Behandlung aller Patient:innen erfordert neben Hygienemaßnahmen und Wundversorgung eine mehrstufige, dauerhafte Kompression der unteren Extremitäten: Der Lymphfluss muss gefördert und die Schwellung reduziert werden.
Ausblick
Zu diesem Zweck baut medi for help systematisch ein umfassendes Kompressionsmanagement in Ruanda auf. Hierzu zählt unter anderem die Anstellung eines Compression-Managers mit begleitender Fortbildung und der Ausbau einer Schuhwerkstatt inklusive Schulung technischer Fachkräfte vor Ort. Denn nur mit funktionierendem Schuhwerk kann eine nachhaltige Kompressionstherapie langfristig erfolgreich durchgeführt werden. Dies ist leider in 90 Prozent der Fälle nicht gegeben.
Hintergrundwissen Podokoniose
Die chronische Tropenkrankheit Podokoniose wird auch als nicht-filariöses Lymphödem bezeichnet. Zu den Symptomen dieser nicht ansteckenden Form der Elephantiasis gehören extreme Müdigkeit, beidseitige Schwellungen der Beine mit asymmetrischer Ausprägung, Hautverfärbung sowie und Knotenbildung an Zehen und Füßen. Lesen Sie hier weitere Informationen zu Podokoniose.
Lokale Initiativen
medi for help steht auch in der eigenen Region benachteiligten Menschen zur Seite. Dafür arbeiten wir mit lokalen, gemeinnützigen Initiativen zusammen, die unsere sozialen Werte und Visionen teilen. Wir engagieren uns bei ausgewählten Projekten – mit einer bedarfsorientierten, individuellen Unterstützung.